Traumgipfel Südtirols mit Ortler, Cevedale, Weisskugel

Bergtour zu Ortler, Cevedale und Weisskugel
Gerhard  und Karl

200 Jahre nach der Erstbesteigung des Ortlers durch den Passeirer Gamsjäger Josef Pichler entschlossen auch wir uns, den Traum vom Besteigen des höchsten Berges in Südtirols zu verwirklichen. Begleitet wurden wir von den Südtiroler Gams- und Schürzenjägern Erwin und Louis.

02.08.2004 – Anreise:

Payer-Hütte 3020mAnreise nach Sulden in Südtirol. Um 14.30Uhr Ankunft in Sulden und Aufstieg über K2-Hütte, Tabaretta-Hütte zur Julius-Payer-Hütte (3020m). Um 19.00Uhr trafen auch unsere Südtiroler Weggefährten Erwin und Louis auf der Payer Hütte ein.

03.08.2004 – Ortler:

Ab 04.00 Uhr herrschte in der voll belegten Hütte das obligatorische Chaos. Alle wollten sich gleichzeitig waschen, frühstücken, Rucksack packen. Im Flur und im Treppenhaus ging es drunter und drüber.

Erwin und Louis bei Aufstieg zum OrtlerUm 05.00 Uhr begann der Aufstieg zum Gipfel des Ortler (3905m) auf dem Normalweg. Nach dem Felsenweg hinter der Hütte sind an der Westseite des Tabarettakammes einige ausgesetzteGrate zu überschreiten, ehe man zur Schlüsselstelle am Tschirfeckwandl gelangt.
Dort steigt man zunächst ca. 30 m tief in einen ausgesetzten Sattel und anschließend die 60m hohe, nahezu senkrechte Tschirfeckwand hoch, die mit einerKette gesichert ist. Dank Gerhards professioneller Sicherung wurde diese heikle Stelle schnell und sicher überwunden. Mit der Querung eines steilen Firnfeldes kamen wir auf den Gletscher, der sich in idealem Zustand (wenig Spalten) befand.

Gerd und Karl am Gipfel des OrtlerIn einem weiten Bogen über das Obere Ortlerplatt erreichten wir um 08.15 Uhr den Gipfel. Die Aussicht auf die umliegenden Kämme und der Tiefblick nach Sulden waren gigantisch. Erwin und Louis verwöhnten uns mit Südtiroler Spezialitäten (Speck, Käse, Rotwein), die sie im Rucksack hochgeschleppt hatten.

Gegen 09.00 Uhr stiegen wir wieder Richtung Payer-Karl am Ortler mit Gipfelkreuz 3905mHütte ab. An zwei ausgesetzten Passagen oberhalb des Tschirfecks sicherten wir uns gegenseitig am Seil. Der Abstieg an der Kette am Wandl machte keine Probleme, so dass wir bereits um 11.30 Uhr die Payer-Hütte erreichten. Mit einem Bier wurde der Gipfelerfolg gefeiert, bevor der weite Abstieg ins Tal nach Sulden begann.

Unterhalb der Tabaretta-Hütte trafen wir auf den Extrem-Bergsteiger Hans KammerlanderExtrembergsteiger Hans Kammerlander, der mit einer Gruppe aus Dorf Tirol unterwegs war. Zeit für einen kurzen Plausch und ein Erinnerungsfoto.
Nachdem wir die Spezialitäten aus den Rucksäcken von Erwin und Louis vertilgt hatten, trennten sich unsere Südtiroler Freunde in Sulden von uns.

Wir fuhren zur Suldener Seilbahn, mit der wir zur Schaubachhütte (2581m) , unserem nächsten Nachtquartier aufstiegen.

04.08.2004 Cevedale:

Besteigung des Cevedale in SuldenUm 03.45 Uhr klingelte der Wecker, denn bereits um 04.00 Uhr wartete das reiche Frühstücksbuffet der Schaubachhütte auf uns. Um 04:45Uhr brachen wir im Schein der Stirnlampen auf . Über den spaltenreichen, aber gut zu begehenden Suldenferner, vorbei an gewaltigen Eisbrüchen, erreichten wir zunächst den Eisseepass (3141m), wo wir den Blick auf den eisbedeckten Doppelgipfel von Zufallspitze und Cevedale genossen. Der Weg führte zunächst über einen steilen Schutt- und Eishang hinab auf den Langenferner und dann leicht ansteigend in Richtung Casati-Hütte (3254).

Besteigung des Cevedale in SuldenVon der Hütte aus ging es über die Nordflanke relativ flach bis zum eigentlichen Gipfelaufbau. Dort steil berauf und über einen schönen Firngrat zum Gipfel des Monte Cevedale (3778m), den wir um 09.00 Uhr erreichten. Trotz der Gewitterwolken, die sich am Horizont türmten, war der Blick auf die umliegende Berg- und Gletscherwelt beeindruckend.

CevedaleDa wir an diesem Tag noch viel vor hatten, verzichteten wir auf den Übergang zur Zufallspitze und stiegen wieder zur Schaubach-Hütte ab. Von dort ging es mit der Seilbahn hinab nach Sulden und mit dem Auto ins Matscher-Tal im oberen Vinschgau.

Auf dem Parkplatz des Glieshofes im hinteren Matscher-Tal wurde der Rucksack neu gepackt und wir stiegen nochmals auf zur Oberettes-Hütte(2640m). Freundlicherweise ermöglichte uns der Hüttenwirt den Transport der Rucksäcke mit dem Materiallift, was uns den Aufstieg enorm erleichterte. Um 19.00 Uhr trafen wir reichlich erschöpft in einer der schönsten Hütten Südtirols ein.

05.08.2004 – Weisskugel

WeißkugelUm 05.00 Uhr nahmen wir den letzten unserer drei Traumgipfel, die Weisskugel (3739m) in den Ötztaler Alpen, in Angriff. Der Hüttenwirt hatte am Vortag einen neuen Zugang zum Gletscher erschlossen, weil der alte Weg über die Höllerscharte auf Grund des Steinschlages zu gefährlich erschien.

Leider hatten wir wegen der noch unzureichenden Ferner an der WeißkugelMarkierung die Abzweigung vom Steig 5B verpasst und waren doch wieder an der Höllerscharte gelandet, die uns jedoch keine Probleme bereitete. Über den zunächst flachen Gletscher erreichten wir schnell den steilen Anstieg am Matscher Wandl. In Serpentinen ging es den sonnen-überfluteten Steilhang an der Hintereisscharte hinauf und über den breiten Firngrat zum Gipfel, den wir gegen 09.00 Uhr erreichten .

Abstieg von der WeißkugelDort war luftige Felskletterei angesagt. Der Ausblick ließ alle Strapazen des Anstieges vergessen. Unter uns lag die Gletscherwelt der Ötztaler mit dem Hintereis-, Gepatsch-, Langtauferer- und Matscherferner. Allerdings zogen von den umliegenden Gebirgszügen bedrohliche Wolken auf, die uns zum frühzeitigen Abstieg zwangen. Die uns folgenden Seilschaften erlebten den Gipfel nur noch in Wolken.

HütteÜber Höllerscharte und Oberetteshütte stiegen wir ab ins Tal zum Glieshof. Obwohl das Gasthaus ausgebucht war, organisierte uns der Wirt freundlicherweise eine Unterkunft im „Therapieraum“. Auf der Sonnenterasse entspannten wir uns von unserem Gipfelmarathon (insgesamt über 5000 Höhenmeter im Anstieg) und füllten den Flüssigkeitsverlust der letzten Tage wieder auf.

Ortler-Infotafel06.08.2004 – Heimreise

Nach reichhaltigem Frühstück im Glieshof traten wir wieder die Heimreise an. Intensive und unvergessliche Bergtage an den höchsten Gipfeln Südtirols lagen hinter uns.